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1. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. uncounted

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
fsl?6 Lehrbuch der Geschichte für Mittelschulen. Drei üeile* Ausgabe B (mit Bilderanhang). Erster Teil für Klaffe V. Milder aus der vaterländischen Geschichte der Meuzeit bearbeitet von Heinrich Heine, Mittelschullehrer in Nordhausen. 2. Auflage. tucfre tt cowsrajsrtrl Hannover-List, 1ftu Berlin w. 35, Podbielskistraße 351, Derfflingerstraße 16.

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 5

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
2. Der Große Kurfürst. 5 5. Friede. Nach dreißigjährigen Kämpfen waren schließlich alle des Krieges müde, und es ward im Jahre 1648 Friede geschlossen. Man nennt ihn den Westfälischen Frieden, weil er in der westfälischen Stadt Münster und in Osnabrück zustande kam. Deutschland war zu einer Wüste geworden. Man konnte Stunden weit gehen ohne einen Menschen zu treffen. Viele Ortschaften waren von der Erde verschwunden, andere halb verfallen. Den alten Leuten erschien der Friede als eine Rückkehr ihrer Kinderzeit. Die Jugend aber, das harte, verwilderte Geschlecht, empfand das Nahen einer wunderbaren Zeit, die ihm vorkam wie ein Märchen aus fernem Lande; die Zeit, wo auf jedem Ackerstück dichte, gelbe Ähren im Winde wogen, wo in jedem Stalle die Kühe brüllen, in jedem Koben ein rundes Schweinchen liegen sollte, wo sie selbst mit zwei Pferden und lustigem Peitschenknall auf das Feld fahren würden; wo sie nicht mehr mit Heugabeln und verrosteten Musketen den Nachzüglern im Busch auflauern, nicht mehr als Flüchtlinge in unheimlicher Waldesnacht auf den Gräbern der Erschlagenen sitzen würden; wo die Dächer des Dorfes ohne Löcher, die Höfe ohne zerfallene Scheunen sein sollten; wo man den Schrei des Wolfes nicht in jeder Winternacht vor dem Hoftore hören müßte, wo ihre Dorfkirche wieder Glasfenster und schöne Glocken haben würde, wo in dem beschmutzten Chor der Kirche ein neuer Altar mit einer seidenen Decke, einem silbernen Kruzisix und einem vergoldeten Kelch stehen sollte. Als es bekannt wurde, daß Friede geschlossen sei, kamen die Leute in der halb zerstörten Kirche ihres Ortes zusammen und sangen: Gottlob, nun ist erschollen Das edle Fried- und Freudenwort, Daß nunmehr ruhen sollen Tie Spieß' und Schwerter und ihr Mord. L. Der Große Kurfürst. Zu der Zeit des Dreißigjährigen Krieges gab es noch kein Königreich Preußen; damals hieß dieser Staat noch Kurfürstentum Brandenburg und war nicht viel größer als die heutige Provinz Brandenburg. Die Herrscher dieses Landes hießen Kurfürsten (von küren, d. h. wählen, weil die Kurfürsten den deutschen Kaiser zu wählen hatten). Den Grund zu der heutigen Größe Preußens hat der Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg gelegt, der deshalb auch der „Große Kurfürst" genannt wird. 1. Seine Jugend. Friedrich Wilhelm, der später den Namen „der Große Kurfürst" bekommen hat, ist im Jahre 1620 in dem Schlosse zu Berlin geboren. Seine Jugend fällt also in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Da war er in der Hauptstadt Berlin nicht sicher. Fern von Vater und Mutter wuchs er deshalb heran; zuerst wurde er in Jagdschlössern vor den umherstreifenden Feinden verborgen gehalten;

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 7

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
2. Der Große Kurfürst. 7 reichischen Bauern Sohn, und Jochem Henuigs, der Sohn eines Bauern aus der Altmark. 3. Friedrich Wilhelms Sorge für sein Land. Als er zwei Jahre in Königsberg gewohnt hatte, kehrte er in sein Brandenburger Land zurück.. Da sah er nun die Not mit eigenen Augen. Die Hauptstadt Berlin war ein verfallenes großes Dorf. Damit der Kurfürst im Schlosse wohnen konnte, mußte erst ein Notdach von Brettern darauf gelegt werden; denn Ziegel fehlten. Vor allem nahm er sich nun der verarmten Bürger und Bauern an. Dem Bürger in der Stadt, der Hab und Gut verloren hatte, gab er Geld, damit er sein Haus wieder ausbauen und sich ein Geschäft gründen konnte. Den Bauern gab er Saatkorn, daß sie ihre Felder bestellen konnten. Er ließ auch schon die ersten Kartoffeln pflanzen, die die Leute damals allerdings noch nicht essen wollten und sie deshalb auch nicht anbauten. Der Landmann mußte bei seinem Hanse einen Garten anlegen und darin Obstbäume pflanzen; er gebot, daß jeder Bräutigam vor seiner Hochzeit 6 Obstbäume pflanzen und 6 pfropfen sollte. Aus Holland ließ er Leute kommen, die mußten sich in den wüst gewordenen Gegenden wieder anbauen. Von ihnen sollten die branden-burgischen Baueru lernen, wie man das Vieh pflegt, ans der Milch Butter und Käse bereitet und im Garten Gemüse baut. Auch dertabak ist damals zuerst in Brandenburg angebaut worden. Damit die Waren leicht von einem Orte nach dem andern geschafft werden konnten, ließ er neue Straßen bauen. Auf diesen richtete er auch einen Po st verkehr ein; von Berlin gingen nach allen Richtungen Postboten aus, nach entfernteren Orten reitende Boten. Auch die Wasserstraßen sollten für die Fortschaffung der Waren benutzt werden. Die Oder und die Spree verband er durch den Friedrich-Wilhelms-Kanal, damit von Berlin aus die Frachtkähne auch nach den Städten an der Oder fahren konnten. 4. Die brandenburgische Flotte. In Holland hatte der Große Kurfürst gesehen, wie ein Land durch Schiffahrt und Seehandel reich werden kann. Auch er wollte mit überseeischen Ländern Handel treiben. Ein Holländer mußte ihm Schisse ausrüsten, natürlich Segelschiffe aus Holz. Zuerst fuhren seine Schiffe nur auf der Ostsee, bald aber flatterten die weißen Flaggen mit dem roten Adler Brandenburgs auch aus dem Weltmeere; bis nach der Westküste Afrikas kamen sie, und der Befehlshaber der kleinen brandenbnrgischen Flotte kaufte von einem Negerhäuptling eilt Stück Land, baute eine Festung daraus und nannte diese Groß-Friedrichsburg. Das war das erstemal, daß Deutsche in Afrika Land erwarben. 5. Sein Krieg mit den Schweden, a) Einfall der Schweden in Brandenburg. Der König Ludwig Xiv. von Frankreich war mitten im Frieden in Deutschland eingefallen, hatte Elsaß-Lothringen genommen, war über den Rhein gezogen und hatte in den deutschen Landen geraubt und geplündert. Gegen ihn zog im Jahre 1674 auch der Große Kurfürst. Seine Feldherrn Derff -l i n g e r und Jochem Hennigs freuten sich schon darauf, den

4. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 11

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
4. Friedrich Wilhelm I. 11 Friedrichs Bedeutung: Er hat den preußischen Staat, den der Große Kurfür st geschaffen hatte, zu einem Königreich erhoben. 4. Friedrich Wilhelm I. 1. Seine Sparsamkeit. König Friedrich I. war gestorben. Er lag in seiner ganzen Pracht mit Scharlachrock und Brillantknöpfen, mit Mantel, Krone und Zepter auf dem Paradebett. So prächtig und feierlich, wie er es im Leben immer gern gehabt hatte, war auch sein Leichenbegängnis. Aber als sich die Gruft über feinem Sarge geschlossen hatte, hörte der Glanz und der Prunk in dem königlichen Haushalt auf. Der neue König Friedrich Wilhelm I. war zunächst daranf bedacht, recht sparsam zu wirtschaften. Von hundert Kammerherren, die sein Vater gehabt hatte, behielt er nur zwölf; „können sich davon scheren, brauche sie nicht," sagte er. Das kostbare Gold- und Silbergeschirr in den Zimmern des Schlosses wurde verkauft, und von dem Gelde wurden die Schulden feines Vaters bezahlt. Die großen Gehälter, die fein Vater an manche Hofbeamten gezahlt hatte, setzte er herab, und viele, die früher sich eine Kutsche gehalten hatten, gingen jetzt zu Fuß; daher fagten die Leute, der König hätte den Lahmen die Beine wiedergegeben. In seinem Haushalt durfte nur so wenig als möglich verbraucht werden. Er trug keine andere Kleidung als die Uniform seiner Soldaten und litt auch in seiner Umgebung keinen prächtigen Aufwand. Seine Mahlzeiten bestanden aus Hausmannskost. Seiner Gemahlin erlaubte er aus Reisen nicht mehr Bedienung mitzunehmen als eine einzige Kammerfrau. 2. Seine Arbeitsamkeit, llnausgefetzt war der König tätig. „Gott hat den König nicht eingesetzt, um seine Tage in Genuß zuzubringen; zur Arbeit sind die Könige geboren," sagte er. Im Sommer stand er schon um 4 Uhr, im Winter um 6 Uhr auf und fing an zu arbeiten. Er betrachtete fein Volk als eine große Familie, über die er als Hausvater gesetzt war. Damit überall im Lande Ordnung herrsche, setzte er Beamten ein, die das Land aufs beste verwalten mußten. Und so fleißig wie er selbst war, so fleißig sollten auch die Beamten sein, oom höchsten bis zum niedrigsten und treu ihre Pflicht erfüllen. Seine Minister mußten fchon im Sommer um 7 Uhr, im Winter um 8 Uhr bei ihm erscheinen. Sehr böse konnte er werden, wenn er Langschläfer und Müßiggänger fand. Eines Morgens kam er nach Potsdam und fand das Stadttor noch verschlossen. Die Bauern warteten schon lange davor, aber der Torschreiber schlief noch. Da eilte der König zu ihm in das Schlafzimmer und prügelte ihn mit dem Stocke ans dem Bette, indem er rief: „Guten Morgen, Herr Torschreiber!" — Wenn der König des Morgens mit seinen Ministern gearbeitet hotte, nahm er wohl seinen festen Stock in die Hand und ging durch

5. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 12

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
12 4. Friedrich Wilhelm I. die Stadt; er wollte überall selbst nach dem Rechten sehen. Dann durste er keinen ohne Arbeit erblicken. Selbst die Obst- und Gemüsefrauen durften ans dem Markt neben ihren Waren nicht müßig sitzen; der König gebot: Sie sollen nicht Manlasfen feil halten, sondern sie sollen Wolle und Flachs spinnen, stricken oder nähen. Ans der Straße ging man ihm gern aus dem Wege, weil er die Leute oft anredete und scharf ausfragte; namentlich wer kein gutes Gewissen hatte, suchte schnell durch eine Seitengasse zu entkommen, wenn er den König von weitem erkannte. Einst merkte er auch, daß jemand vor ihm floh; da ließ er ihn einholen und vor sich bringen. Auf die Frage, warum er davongelaufen sei, antwortete der Flüchtling: „Ich fürchte mich so sehr vor Ew. Majestät!" Da wurde der König zornig und ries: „Ihr sollt mich nicht fürchten, ihr sollt mich lieben, lieben sollt ihr mich!" und dabei schlug er mit seinem Stock jämmerlich auf den armen Schelm ein. — Gute und treffende Antworten liebte der König. Einst traf er auf der Straße einen jungen Mann. „Was ist Er?" fragte der König. „Ich bin Kandidat der Theologie," sagte der Jüngling. „Woher stammt Er?" — „Ans Berlin, Majestät." — „Die Berliner taugen nicht." — „Ich kenne zwei Ausnahmen." — „Wer sind die?" — „Wir beide, Majestät." Diese Antwort gefiel dem Könige und er machte den Kandidaten bald darauf zum Pfarrer. 3. Seine Sorge für das Heer. In allen Sachen war Friedrich Wilhelm I. sehr sparsam, nur für die Soldaten gab er reichlich Geld aus. Die Soldaten nannte er seine lieben blauen Jungen und täglich sah er ihren Übungen zu. Es gab aber auch in ganz Europa keilte schöneren Soldaten als die preußischen. Alljährlich wurden sie neu gekleidet, das Fußvolk blau, die Husaren rot, die übrigen Reiter weiß. Am liebsten hatte der König recht große Leute, und sein Leibregiment in Potsdam bestand aus lauter Riesen; er nannte sie seine „langen Kerls". Jeder von ihnen erhielt täglich zwei Taler Sold, und für manchen von ihnen hatte er mehrere tausend Taler gegeben, um ihn zu bekommen. Denn die Soldaten wurden damals noch angeworben. Hatten feine Werber irgendwo einen „langen Kerl" entdeckt, wurde alles versucht, um ihn als Soldat nach Potsdam zu bringen. Wenn er sich nicht gutwillig anwerben ließ, wurde auch List und Gewalt angewandt. So hatte ein Werber in einem Dorfe einen langen Tifchler gefunden. Dieser wollte aber kein Soldat werden. Da bestellte der Werber bei ihm einen verschließbaren hölzernen Kasten, so lang als der Tischler selbst. Als der Kasten nach einigen Tagen abgeliefert wurde, behauptete der Werber, der Kasten sei nicht groß genug, der Tischler müsse sich im Maße geirrt haben. Ilm zu beweisen, daß der Kasten genau nach der Bestellung angefertigt war, legte sich der nichtsahnende Tischler der Länge nach in den Kasten. Kaum hatte er sich aber darin ausgestreckt, da wurde der Deckel über ihm geschlossen, bereitstehende Boten trugen den Kasten auf einen Wagen, und fort ging es nach der nächsten Werbestelle, wo schon Soldaten ans den neuen langen Kerl warteten. Aber die Geschichte verlies recht traurig für den Tifchler; denn als man den Kasten öffnete, fand man eine Leiche darin, der

6. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 13

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
4. Friedrich Wilhelm I. 13 Schreck hatte den Tischler getötet. — Ein anderes Mal wurde ein langer Schäfer nachts in seinem Schäferkarren, in dem er schlief, weggeführt. In Halle wurde ein langer Student auf der Straße aufgegriffen und nach Potsdam gebracht. Wenn Eltern oder sonstige Angehörige den König um Freigabe des jungen Mannes baten, pflegte er zu sagen: „Nicht räsonieren! Ist mein Untertan!" — Fremde Fürsten konnten ihm keine größere Freude machen, als wenn sie ihm einen langen Kerl schenkten; er vergaß es anderen Ländern aber auch nicht leicht, wenn sie einen langen Kerl, den seine Werber dort geworben hatten, nicht gehen lassen'wollten. So war er auf die Hamburger böse, die auch einen langen Kerl in Schutz genommen hatten. Als sie bald darauf einen Berliner Geistlichen zu ihrem Pastor gewählt hatten, ließ ihn der König nicht gehen und jagte: „Die Hamburger wollen mir meine besten Prediger aus dem Laude holen, und wenn ich irgendwo einen Lumpenkerl auwerben lasse, wird ein Lärmen darüber gemacht." 4. Seine Sorge für die Schule. Friedrich Wilhelm I. wollte, daß alle Kinder in die Schule gehen und etwas Tüchtiges lernen sollten. Wo keine Schulen waren, wurden welche errichtet. Über 1800 Schulen sind während seiner Regierung gebaut. Er selbst kam zuweilen in die Schule und überzeugte sich von dem Fleiße der Kinder. Einmal erschien der König ganz plötzlich in einem Dorfe. Es war irrt Juli, die K'irtber hatten Ferien, der Lehrer war in seinem Garten und begoß die Blumen. Als der König an das Schulhaus kam und den Lehrer sah, rief er ihm zu: „Er soll mir eiue Stuube mit seinen Jnngens halten!" Die Schulkiuber würden geholt, und währenb der Zeit besah sich der König Bänke, Tische und Schreibhefte. Als die Kinder ba waren, sagte er zu dem Lehrer: „Nuu leg' Er einmal los!" Zuerst prüfte der Lehrer seine Schüler in der biblischen Geschichte; es ging alles gut. Da sagte der König: „Nuu die Hauptsache fürs Leben — Rechnen! Ich werbe selbst die Aufgabe stellen." Die Schüler nahmen die Tafeln vor, nnb der König sagte: „Jemanb verbient jeben Tag vier Taler; wieviel macht das am Ende des Jahres? Rechnet aus und baun zieht bavon 240 ab!" Schon hatte der Lehrer angst, daß die Ausgabe für seine Schüler zu schwer sein würde, ba rief eine helle Stimme: „Ich bin fertig!" Es war der kleine Jochen. „Nun, was kommt heraus?" fragte der König. Der Junge jagte: „Ich multipliziere 365 mit 4, macht 1460; bavon ab 240, bleibt 1220." „Bravo," rief der König, „gut gemacht! Und wertn sich nun zwei Leute in die Summe teilen sollen, wieviel kommt auf jeben?" Eine Weile blieb es still, dann rief Jochen: „610". „Sehr gut," jagte der König, „hier, Jochen, jinb zwei Dukaten, immer orbentlich rechnen!" 5. Reisen des Königs durch sein Land. Jebes Jahr reiste der König in seinem Laube umher, um in den Dörfern und auf den Domänen selbst nach dem Rechten zu sehen. Er ging dann in die Bauernhäuser und ließ sich die Wirtschaft zeigen; wenn er Unorbnung fanb, konnte er sehr böse werben. Besonbers achtete er barauf, ob die Bauern von den Amtleuten, den Pächtern der königlichen Domänen, auch nicht zu hart behanbelt würden.

7. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 16

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
16 5. Friedrich der Große. führliche Anweisung, wie sie seinen Sohn erziehen sollten. Er sollte das werden, was sein Vater auch war: ein frommer Christ, ein tüchtiger Soldat und ein sparsamer Hauswirt. Damit er ein frommer Christ würde, mußte er viel aus Bibel, Gesangbuch und Katechismus auswendig lernen. Das gefiel ihm aber gar nicht, und er gewann die Religion nicht lieb. Das Soldatenleben lernte er früh kennen; schon vom achten Jahre an mußte er exerzieren und vom zehnten wie eiu gemeiner Soldat mit Flinte und Patronentasche am Schlosse Schildwache stehn. Aber „Fritz", wie er gewöhnlich genannt wurde, fand keinen Gefallen daran; das ewige Exerzieren war ihm langweilig, und die enge Uniform war ihm ganz zuwider. Viel lieber saß er in weichem Schlafrock daheim und las französische Bücher oder spielte die Flöte. Das war aber dem Vater ein Greuel, und so mußte es heimlich geschehen, wobei seine Mutter ihn unterstützte. Einst überraschte ihn der König; zornig warf er den Schlafrock ins Feuer, schickte die Bücher und Noten dem Buchhändler zurück und hielt seinem Sohne eine lange und derbe Strafrede. Zitternd saß unterdes sein Musiklehrer in dem Schlupfwinkel, wohin er sich oor Angst verkrochen hatte. Da der König auch uoch erfuhr, daß Fritz sein Taschengeld leichtsinnig vertan und sogar noch Schulden gemacht hatte, ward er sehr böse auf ihn, zaukte häufig mit ihm und schlug ihn mit dem Stocke, obgleich er schon achtzehn Jahre alt war. 3. Friedrichs Fluchtversuch. Friedrichs Liebe zu seinem Vater nahm immer mehr ab; und da sein Vater nie aufhörte, mit ihm zu zanken, faßte er den Entschluß, nach England zu fernem Onkel zu fliehen. Seiner Schwester vertraute er's au und zwei Freunden, den Leutnants K a t t e und K e i t h , die wollten ihm behilflich sein. Als sein Vater einmal an den Rhein reiste, sollte Fritz ihn begleiten. Dabei wollte er sein Vorhaben ausführen. In einem Dorfe in der Nähe des Rheines wurde übernachtet. Heimlich stand nun der Kronprinz in der Nacht auf; schnell wollte er sich auf ein Pferd setzen, das seine Freunde schon für ihn bereit hielten, an den Rhein reiten, ein Schiff besteigen und nach England fliehen. Aber die Sache war schon verraten. Er wurde beobachtet, und als er eben sich zu Pferde setzen wollte, hielt man ihn fest. Der König ward sehr böse; er geriet so in Zorn, daß er mit dem Degen auf den Kronprinzen losging, um ihn niederzustoßen. Ein General sprang aber dazwischen, hielt des Königs Arm zurück und ries: „Durchbohren Sie mich, aber schonen Sie Ihres Sohnes." Der Kronprinz wurde verhaftet und nach Küstrin ins Gefängnis gebracht. Ein Kriegsgericht sollte ihn zum Tode verurteilen. Auch Katte wurde gefangen genommen und vor ein Gericht gestellt; die Richter hatten ihn nur zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe verurteilt; der König ließ ihn aber auf dem Gefängnishofe vor den Augen des Kronprinzen enthaupten. Über den Kronprinzen aber beschlossen die Richter, kein Urteil zu fällen, da sie hierzu kein Recht hätten. Der König wollte ihn jedoch trotzdem zum Tode verurteilen, und nur mit Mühe brachten Freunde ihn davon ab. Aber im Gefängnis mußte der Kroupriuz zunächst bleiben.

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 18

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
18 5. Friedrich der Große. des Hauses, ließ einige Ziegel vom Dache nehmen und beobachtete den Feind. Zunächst läßt er seine Soldaten noch ruhig ihr Mittagbrot verzehren. Die Franzosen sind darüber ganz entzückt; sie glauben, die Preußen hätten ihr Herankommen noch nicht bemerkt. Aber plötzlich, um 3 Uhr nachmittags, gibt der König den Befehl zum Ausbruch. In zwei Minuten sind die Zelte verschwunden, und jeder Soldat steht an seinem Platze. Dann heißt es: vorwärts. Die Preußen tun, als ob sie abrücken wollen. Sie ziehen aber nur hinter einen Hügel, daß die Franzosen sie nicht sehen können, und von hier aus greifen sie den Feind an. Die Infanterie geht nach der einen Seite um den Hügel herum, die Reiterei nach der andern. S e y d l i tz , Friedrichs kühner Reitergeneral, ist den Seinen weit voran; indem er seine Tabakspfeife hoch in die Luft wirft, gibt er das Zeichen zum Angriff, und wie das Hagelwetter brausen feine Reiter auf die Feiude. Als nun auch noch Friedrichs Infanterie auf sie hervorbricht, und von dem Hügel Friedrichs Kanonen ihre Stimme erschallen lassen, da flieht alles in wilder Hast davon. Die Reichsarmee ergriff schon beim ersten Schusse die Flucht und hieß seitdem die „Reißausarmee". Bald folgten ihr auch die Franzofen. Ganz Deutschland jubelte über diese lustige Franzosenjagd und sang spottend: „Und wenn der große Friedrich kommt Und klopft nur auf die Hosen, So läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen." b) Schlacht bei Leutheu (5. Dezember 1757). Der eine Feind war geschlagen, aber in Schlesien standen die Österreicher; sie hatten mehrere Städte besetzt und schickten sich an, hier ihre Winterquartiere zu beziehen. Ihr Heer war dreimal so stark als dasjenige Friedrichs, das sie spöttisch die „Berliner Wachtparade" nannten. Aber Friedrich hatte Vertrauen zu seinen Soldaten, sie würden auch eiueu stärkeren Feind besiegen. Rasch zog er von Thüringen nach Schlesien. Bei Leuth e n traf er auf das österreichischerer. Am Abend vor derschlacht rief er seine Offiziere zusammen und sprach ernste Worte mit ihnen. Er sagte: „Ich muß es wagen, oder alles ist verloren. Wir müssen den Feind schlagen oder uns vor seinen Batterien begraben lassen. Sagen Sie das den Regimentern, und leben Sie wohl! In kurzem haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns uie wieder!" So sprach er seinen Offizieren Mut zu. Früh am Morgen ging es dann gegen den Feind. Unerwartet griff Friedrich ihn an. Bald ist der eine Flügel der Österreicher geschlagen; dann wird das Dorf Lenthen erstürmt, und schließlich vollendet ein Reiterangriff von 40 Schwadronen feinen Sieg. Mit Begeisterung hatten seine Soldaten gefochten. Ein Offizier traf auf dem Schlachtfelde einen preußischen Grenadier, der in seinem Blute schwamm; beide Füße waren ihm abgeschossen. Aber gelassen saß er da und rauchte seine Pfeife. „Es wundert mich," jagte der Offizier, „daß du bei deinen Schmerzen noch so vergnügt die Pfeife rauchst." Kaltblütig sprach der Verwundete aber: „Ich sterbe für Fritz!" —

9. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 36

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
36 11. Aus der Zeit Wilhelms I. auch englische Ingenieure. Zur bestimmten Stunde bestieg Borsig seinen Eisenrenner. Mit stolzer Sicherheit bewegte sich die erste deutsche Lokomotive vorwärts. Von ihrem Erbauer selbst gelenkt, brauste sie an dem Bahnsteig vorüber, eine Strecke die Bahn entlang, dann int schnellsten Laufe zurück, und auf einen Wink stand sie in der Halle still. Stürmischer Beifall empfing Borsig, nur die Engländer machten lange Gesichter. Die Sachverständigen sprachen sich einstimmig dahin ans, daß die Borsigsche Lokomotive als durchaus gelungen anzuerkennen sei. Diesen Tag zählte Borsig zu den schönsten seines Lebens. Borsig bekam nun den Auftrag, alle Lokomotiven für diese Eisenbahn zu liefern. 5. Borsig, der Lokomotivenkönig. Bald nahmen auch andere Eisenbahnen ihre Lokomotiven von Borsig. Schon 5 Jahre nach dem Bau der ersten Lokomotive wurde die hundertste fertig und nach weiteren zwei Jahren die zweihundertste, im Jahre 1854 die fünfhundertste. Immer weiter dehnten sich die Räume seiner Fabrik aus; schließlich wurden sie so groß, daß sie ganz aus Berlin nach dem Vororte Tegel hin verlegt werden mußten. Trotz seines großen Reichtums lebte Borsig einfach und bescheiden. Seine Arbeiter nannten ihn „Vater Borsig", während er sonst wohl „der Lokomotivenkönig" genannt zu werden pflegte. Er starb schon im Jahre 1854, bald nach der Fertigstellung der fünfhundertsten Lokomotive. Seine Kinder fetzten sein Werk fort, und taufende von Lokomotiven find seitdem aus der Borfigscheu Fabrik hervorgegangen. _ Nach Borsig entstanden auch in nitdent Städten Fabriken, die Lokomotiven bauten. 11. Äus der Zeit Wilhelms I. A. Der Irrrrz Withekm. 1. Aus seiner Jugendzeit. Der spätere Kaiser Wilhelm I. ist am 22. März 1797 geboren. Er war der zweite Sohn Friedrich Wilhelms Iii. und der Königin Luise. Als kleines Kind war er recht schwächlich, und seine Mutter hatte oft große Sorgen um ihm Aber die Königskinder mußten sich in Paretz und auf der schönen Pfaueninsel bei Berlin viel in frifcher Luft umhertummeln, dabei turnte er fleißig, und so wurde er kräftiger. "Die frohe Kinderzeit war bei ihm nur kurz. Als er 9 ^ahre alt war, wurde Preußen von Napoleon besiegt, und die königliche Familie mußte fliehen, zuerst nach Königsberg und dann nach Memel. Das war eine harte Zeit, auch für die Prinzen. Erst nach 3 Iahten konnten sie nach Berlin zurückkehren. Aber bald darauf, als Prinz Wilhelm 13 Jahre alt war, starb feine Mutter; das war des Knaben größter Schmerz. Er hat sie nie vergessen und noch als Greis oft an sie gedacht. , „ . ™,rr , Als der Krieg im Jahre 1813 begann, wollte auch Prinz Wilhelm gern mit ins Feld ziehen. Aber fein Vater sagte. „Du bist noch so

10. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 38

1914 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
38 11. Aus bet Zeit Wilhelms I. Am 18. April erstürmten die Preußen sie. Schon in der Nacht vorher hatten die Soldaten die ihnen angewiesenen Stellungen eingenommen. Morgens um 10 Uhr ertönte ein schmetterndes Hornsignal, und mit lautem Hurra brachen die Soldaten aus den schützenden Gräben im Laufschritt gegen die Schanzen oor. In wenigen Minuten sind sie dort angelangt. Sie werfen sich nieder mit) eröffnen ein wohlgezieltes Feuer auf die Schanzen. Ihnen folgen die Mannschaften mit Pulversäcken zur Sprengung des Pfahlwerks, mit Leitern, Brettern, Beilen, Schaufeln und Hacken. Aber auch das Feuer der Dänen knattert auf die Anstürmenden herab. Eine Schanze wird besonders hart verteidigt; säst stockt der Angriff. Da tritt Pionier Klincke mit seinem Pulversack an den Schanzzaun und ruft: „Durch müßt ihr, Kameraden, und wenn es mein Leben kostet." Er zündet den Pulversack au, sinkt aber auch in demselben Augenblick tot nieder. Alle Pfähle sind auseinander gerissen, durch die Lücke dringen die Stürmenden ein. Ans einer andern Schanze pflanzt Feldwebel Propst die preußische Fahne auf; er wird in den rechten Arm geschossen; da ergreift er mit dem linken Arm den Säbel, um das Siegeszeichen zu verteidigen. Von einer Kugel und einem Bajonettstich tödlich getroffen, sinkt er endlich bei der Fahne nieder. Solchem tapferen Mute gelang das schwere Werk. Eine Schanze nach der andern wird genommen, um 12 Uhr flattert die schwarzweiße Fahne ans allen. Einige Monate später wurde Friede geschlossen. Schleswig-Holstein blieb deutsches Land; es sollte von Preußen und Österreich gemeinsam regiert werden. b) Dev deutsche Krieg von 1866. 1. Ursache des Krieges. Seit den Befreiungskriegen tat Lster-reich so, als ob Deutschland auch noch zu Österreich gehöre. Der Kaiser von Österreich und seine Minister wollten auch in Deutschland gebieten. Es war ihnen nicht recht, daß Preußen ebenso mächtig geworden war wie Österreich. Am liebsten hätten sie Preußen wieder klein gemacht. Auch viele deutsche Fürsten, wie die von Hannover, Hessen, Sachsen, Bayern, Württemberg waren neidisch auf Preußen und hielten es mit Österreich. An die Zukunft Deutschlands dachten sie dabei nicht. Ihnen war der Vorschlag Österreichs auch gauz recht, aus Schleswig-Holstein einen besonderen Staat zu machen und einen eigenen Herzog an dessen Spitze zu stellen. König Wilhelm von Preußen und sein Minister Bismarck aber verfolgten das Ziel, Deutschland zu einem einigen Reich zu machen. Darum konnten sie auch nicht zugeben, daß hier im Norden ein neuer Staat entstehen sollte; vielmehr verlangten sie, daß Preußen die Herrschaft über Schleswig-Holstein haben müsse. Sie sahen zwar ein, daß Österreich sich das nicht gefallen lassen würde; aber um Deutschland einig und stark zu machen, hielten sie es für das beste, Österreich nicht nur ans Schleswig-Holstein, sondern ganz ans Deutschland herauszuwerfen; und so entstand der Krieg, den man den deutschen Krieg nennt. Zu Preußen hielten in diesem
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